Pressemitteilung

Technologieunternehmen und Finanzinvestoren führend bei Investitionen in automobile Zukunftsmärkte

Technologieunternehmen und Finanzinvestoren führend bei Investitionen in automobile Zukunftsmärkte

Bain-Analyse zum Mobilitätssektor

  • 25. Januar 2019
  • Min. Lesezeit

Pressemitteilung

Technologieunternehmen und Finanzinvestoren führend bei Investitionen in automobile Zukunftsmärkte
  • Weltweit sind die Investitionen von Technologiekonzernen in neue Mobilitätslösungen fast zehnmal höher als die von Automobilherstellern
  • Seit 2013 flossen 292 Milliarden US-Dollar in Zukunftsfelder wie autonomes Fahren und Shared Mobility
  • Fast drei Viertel des Investitionsvolumens gehen in die USA und nach China, Europa ist abgeschlagen
  • Strategische Partnerschaften werden zum entscheidenden Erfolgsfaktor

 

Der Wettbewerb im Multimilliardenmarkt Mobilität nimmt immer mehr Fahrt auf. Technologieunternehmen und Finanzinvestoren sind dabei außerordentlich aktiv. In den letzten fünf Jahren investierten Tech-Spezialisten weltweit insgesamt rund 100 Milliarden US-Dollar in automobile Zukunftsmärkte, bei Finanzinvestoren waren es 74 Milliarden US-Dollar. Dagegen lagen die traditionellen Autobauer mit lediglich 11 Milliarden US-Dollar weit hinten. Die Zulieferer kamen auf 37 Milliarden US-Dollar. Das hat die neueste Analyse „Investitionen im Zukunftsmarkt Mobilität“ der internationalen Managementberatung Bain & Company ergeben.

„Ob Elektrifizierung der Antriebe, autonomes Fahren oder Shared Mobility – weder Autobauer noch Zulieferer können die großen Automobil- und Mobilitätstrends ausschließlich mit eigenen Ressourcen adressieren“, erklärt Bain-Partner Dr. Klaus Stricker, Co-Leiter der weltweiten Praxisgruppe Automotive. „Eine durchdachte Investitions- und Partnerschaftsstrategie ist deshalb für die Unternehmen entscheidend, um auf Technologien und Know-how zugreifen zu können.“

Unternehmen in den USA und China besonders gefragt

In den vergangenen fünf Jahren wurden insgesamt 292 Milliarden US-Dollar in automobile Zukunftsmärkte investiert. Mehr als ein Drittel dieser Finanzmittel flossen in den Bereich autonomes Fahren, gefolgt von Shared Mobility, Elektroantrieben und Konnektivität (Abb. 1). 197 Milliarden US-Dollar des Transaktionsvolumens entfielen dabei auf Fusionen und Übernahmen, 95 Milliarden auf Beteiligungen an privaten Finanzierungsrunden, sprich auf den Kauf von nicht börsennotierten Unternehmensanteilen (Abb. 2). Private-Equity-Fonds sind sehr aktiv im Bereich Shared Mobility. Während beispielsweise TPG Capital und weitere Fonds bereits 2014 in Uber investierten, beteiligte sich KKR Ende 2017 an einer Finanzierungsrunde für den Rivalen Lyft.

 

 

Im Fokus der Investoren standen insbesondere Unternehmen in den USA und China, die insgesamt drei Viertel der Gelder anzogen. Europa hingegen hinkt hinterher. Deutschland kam mit rund 9 Milliarden US-Dollar auf gerade einmal 3 Prozent der Gesamtinvestitionen – trotz seiner historischen Rolle als Technologieführer im Automobilsektor.

Autobauer und Zulieferer mit unterschiedlichen Investitionsansätzen

Die Unternehmen der Automobilbranche setzen klare Schwerpunkte bei ihren Investitionstätigkeiten. Die Fahrzeughersteller engagierten sich in den vergangenen fünf Jahren überwiegend in den Bereichen Shared Mobility und autonomes Fahren und ließen sich das 4,8 beziehungsweise 4,7 Milliarden US-Dollar kosten. Eine bekannte Großinvestition war beispielsweise die Übernahme von Nokia Here durch Daimler, BMW und Audi im Jahr 2015 für rund 3,2 Milliarden US-Dollar. Vergleichsweise gering ist das Engagement der Hersteller hingegen bei Elektroantrieben und Konnektivität. Dort wurden 0,9 beziehungsweise 0,4 Milliarden US-Dollar investiert.

Die Zulieferer wiederum investierten vor allem in Elektroantriebe und autonomes Fahren und gaben dafür 16 beziehungsweise 15,4 Milliarden US-Dollar aus. Einer der größten Zukäufe war 2016 die Übernahme des US-Zulieferers TRW Automotive durch die deutsche ZF Friedrichshafen für einen knapp zweistelligen Milliardenbetrag. „Viele Autozulieferer fokussieren ihre Aktivitäten auf ganz bestimmte Bereiche, um ihre Position in der automobilen Wertschöpfungskette zu festigen“, betont Bain-Partner Ralf Kalmbach, Co-Leiter der weltweiten Praxisgruppe Automotive. „Einzelne Unternehmen konzentrieren sogar mehr als 90 Prozent ihrer Finanzmittel auf einen für sie wichtigen automobilen Trend.“

Das entscheidende Rennen um die zentralen Zukunftsbereiche ist eröffnet

Die Automobilbranche steht vor massiven Veränderungen. Die fünf wesentlichen Trends bezeichnet Bain als die „5 RACES“:

  • Real Customer Focus (echter Kundenfokus)
  • Autonomous Driving (autonomes Fahren)
  • Connectivity (Konnektivität)
  • Electric Powertrain (elektrischer Antrieb)
  • Shared Mobility (gemeinsam genutzte Mobilität)

„Jeder einzelne dieser fünf Bereiche erfordert hohe Aufmerksamkeit seitens des Managements und eine zielgerichtete Investitionsstrategie“, stellt Bain-Partner Kalmbach fest. Führende Fahrzeughersteller werden mit einer ausbalancierten Mischung aus Zukäufen, Beteiligungen, Partnerschaften sowie eigener Forschung und Entwicklung alle fünf Zukunftsbereiche adäquat abdecken können. Die besten Unternehmen werden ihre Aktivitäten und Investitionen auf jene Bereiche konzentrieren, die auf ihre Gesamtstrategie einzahlen und ein Alleinstellungsmerkmal bringen.

Auch für die Zulieferer ist Differenzierung entscheidend. Vorreiter heben sich von der Konkurrenz beispielsweise durch ihre Innovationsführerschaft bei Produkten und Dienstleistungen, durch beste Fertigungsprozesse und -verfahren oder durch Kostenführerschaft ab. Damit empfehlen sie sich den Herstellern als optimale Partner.

„Auch wenn Technologieunternehmen bei den Investitionen heute mit großem Abstand vorne liegen, ist das Rennen noch nicht entschieden“, resümiert Bain-Partner Stricker. Ausschlaggebend sei am Ende das Gesamtpaket aus eigenen Fähigkeiten und strategischen Partnerschaften mit den jeweils führenden Unternehmen. „Tatsache ist“, so Stricker, „dass Autohersteller und Zulieferer ihre Aktivitäten noch deutlich intensivieren müssen, um nicht abhängt zu werden.“