Pressemitteilung

Plattform-Spiele und Direct-to-Consumer-Modelle verändern Gaming-Markt grundlegend
  • Weltweiter Gaming-Markt wird bis 2028 voraussichtlich um jährlich vier Prozent zulegen, vor allem einzelne Top-Titel stehen im Fokus
  • Etablierte Studios stehen unter steigendem Druck, während unabhängige Entwickler zunehmend Marktanteile gewinnen
  • Influencer und soziale Medien überholen klassische digitale Vertriebskanäle bei der Entdeckung neuer Spiele
  • Erfolgreiche Franchises bauen Ökosysteme auf, die Gaming, Medien, Merchandise und Community-Engagement nahtlos verbinden

Die Gaming-Branche erlebt derzeit einen tiefgreifenden Wandel: Plattformbasierte Spiele, nutzergenerierte Inhalte und direkte Vertriebswege setzen zunehmend die großen, etablierten Entwickler – die sogenannten AAA-Studios – unter Druck und verdrängen traditionelle Geschäftsmodelle. Das zeigt der neue „Gaming Report 2025: Breaking Boundaries to Win“ der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company.

Während der weltweite Gaming-Markt 2024 ein Volumen von 219 Milliarden US-Dollar erreichte und bis 2028 voraussichtlich um jährlich vier Prozent zulegen wird, konzentriert sich das Wachstum immer stärker auf einzelne Top-Titel. Erfolgreiche Spiele setzen dabei unter anderem auf Creator-Tools, Social Features und Direct-to-Consumer-Vertriebsmodelle – mit direktem Zugang zur Community, abseits der klassischen Vertriebskanäle.

„Wir erleben einen grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie Menschen mit Spielen interagieren. Gaming ist längst mehr als Unterhaltung – es bietet eine Plattform für Kreativität, soziale Interaktion und Storytelling“, erklärt Bain-Partner Daniel Hong, der die globale Praxisgruppe Media & Entertainment leitet. „Wer dieses Potenzial versteht und die Community in den Mittelpunkt stellt, wird die nächste Ära der Branche prägen.“

Plattform-Spiele gewinnen, etablierte Studios geraten unter Druck

Plattformartige Spiele, also solche mit offenen Spielwelten, Creator-Tools und communityorientierten Funktionen, verzeichnen dem Bain-Report zufolge derzeit ein Nutzerwachstum zwischen 10 und 20 Prozent pro Jahr. Sie entwickeln sich zum zentralen Anziehungspunkt für das gesamte Ökosystem – von der Spielerschaft über Entwickler bis hin zu Marken und Werbepartnern.

Dem gegenüber stehen klassische AAA-Studios, die mit steigenden Entwicklungskosten, schrumpfenden Margen und zunehmendem Wettbewerb zu kämpfen haben. Während die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) der unabhängigen Entwickler zwischen 2018 und 2024 bei 22 Prozent lag, legten AAA- und AA-Studios lediglich um acht Prozent zu.

Nutzergenerierte Inhalte werden zum Standard

Eine Bain-Befragung unter weltweit mehr als 5.000 Spielerinnen und Spielern hat darüber hinaus ergeben: Fast die Hälfte der Creator verbringt heute mehr Zeit mit dem Erstellen eigener Inhalte als noch im Vorjahr – auch in der Altersgruppe über 35 Jahre. Besonders stark ist der Trend bei jüngeren Nutzerinnen und Nutzern in der Altersgruppe zwischen zwei und 17 Jahren: Sie orientieren sich stark an Spielen, die im Freundeskreis beliebt sind, und bevorzugen individuelle Gestaltungsmöglichkeiten.

„Junge Gamerinnen und Gamer treiben den Erfolg der Top-Spiele voran – und ihre Werte verändern die Branche grundlegend“, betont Bain-Partner Anders Christofferson, der den Bereich Gaming innerhalb der Praxisgruppe Media & Entertainment leitet. „Kreativität, soziale Vernetzung und individuelle Erlebnisse sind ihnen inzwischen oft wichtiger als grafische Perfektion. Wer allein auf Fortsetzungen und bessere Grafik setzt, wird künftig nicht bestehen.“

Direktvertrieb verdrängt klassischen Vertrieb 

Der Wandel betrifft auch den Vertrieb, das Machtgefüge im Gaming-Markt verschiebt sich zunehmend weg von den digitalen Stores. Laut der Bain-Befragung entdecken nunmehr 24 Prozent der Spielerinnen und Spieler neue Titel über sogenannte Online-Content-Creator oder Influencer, 14 Prozent über soziale Medien – und nur noch zwölf Prozent über klassische digitale Verkaufsplattformen.

Als Reaktion darauf eröffnen Entwickler vermehrt eigene Webshops, um Margen zu sichern und direkt mit ihrer Kundschaft zu kommunizieren. Der Anteil umsatzstarker Mobile-Games mit eigenem Onlinegeschäft ist laut dem Bain-Report von zwölf Prozent im Jahr 2019 auf 44 Prozent im Jahr 2024 gestiegen. Beschleunigt wird dieser Trend durch neue regulatorische Vorgaben, etwa in den USA, der EU und Brasilien, die es Spieleentwicklern ermöglichen, ihre Nutzerinnen und Nutzer direkt zu eigenen Kaufmöglichkeiten weiterzuleiten.

Worauf erfolgreiche Franchises setzen

Gaming-Franchises sind längst nicht mehr auf Konsolen beschränkt. Laut dem Bain-Report verbringen Spielerinnen und Spieler rund ein Viertel ihrer Mediennutzungszeit mit Game-bezogenen Inhalten – etwa Serien, Musik oder Merchandise. Erfolgreiche Serienadaptionen steigern die Nutzerzahlen einzelner Spiele zeitweise um bis zu 69 Prozent.

Franchises setzen neue Maßstäbe in der Branche, indem sie nahtlose Erlebnisse über verschiedene Plattformen hinweg schaffen, Merchandising gezielt einsetzen und Creator-Communitys aufbauen. Zu den Erfolgsfaktoren zählen:

  • Fans respektieren und einbinden. Führende Unternehmen achten auf Authentizität und Qualität über alle Medienformate hinweg. Treue Fans belohnen Konsequenz – und bestrafen Abweichungen vom Original.
  • Formate gezielt auswählen. Nicht jede Geschichte passt auf jede Plattform. Erfolgreiche Unternehmen wählen neue Formate selektiv aus, passend zur Marke, und vermeiden eine Überdehnung.
  • Durchdachte, ganzheitliche Roadmap entwickeln. Diese muss über reines Marketing hinausgehen. Wie lässt sich eine Fanreise gestalten, die tief in die Welt der Game-bezogenen Inhalte eintauchen lässt? Marktführer setzen auf langfristige Bindung statt auf kurzfristige Monetarisierung.
  • Investition in neue Fähigkeiten. Die Organisationsstruktur ist nur ein Teilaspekt – wer Fans nachhaltig einbinden will, muss auch in Geschäftsprozesse, Steuerungsgremien und neue Fähigkeiten investieren – etwa in interaktives Storytelling oder Community-Management.

Der Markt belohnt dem Bain-Report zufolge diejenigen Marktteilnehmer, die Gaming nicht nur als Produkt, sondern als Plattform und Marke verstehen. Wer darüber hinaus die Inhalte ganzheitlich denkt, erschließt neue Erlösquellen und bindet die Community dauerhaft.