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Deutschlands Banken 2024: Rendite steigt – zur Aufholjagd bereit?
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Auf einen Blick:
  • Durchschnittliche Eigenkapitalrendite ist 2023 auf 6,1 Prozent gestiegen
  • Hoher Zinsüberschuss überdeckt schwaches Provisionsgeschäft
  • Rückstand zum internationalen Wettbewerb in anderen Euro-Ländern und Nordamerika bleibt bestehen
  • Zweistellige Renditen sind möglich, wenn die Banken ihre Transformationsbemühungen intensivieren

Seit der globalen Finanzkrise 2008/2009 gingen Deutschlands Banken durch ein tiefes Tal der Tränen, zeitweise kratzte ihre Eigenkapitalrendite nach Steuern allen Sparanstrengungen zum Trotz an der Nulllinie. Mit der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahr 2022 hat eine neue Ära begonnen. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern von Deutschlands Banken hat sich binnen zwei Jahren auf 6,1 Prozent nahezu verdoppelt. Solche Höhen erreichte diese Kennzahl mit einer einzigen Ausnahme zuletzt in den 1990er und 2000er Jahren.

Die Branche hat die Phase der Neuordnung nach der Finanzkrise genutzt, um sich umfangreich zu transformieren. Sie begegnet der aktuellen globalen Polykrise wie auch der anhaltenden Konjunkturschwäche in Deutschland nun häufig mit eher fokussierten und stärker digitalisierten Geschäftsmodellen, verschlankten Strukturen sowie einer besseren Kapitalausstattung. Entscheidend für das jüngste Renditehoch ist allerdings die Geschwindigkeit, mit der sich das Zinsumfeld 2023 normalisiert hat. Branchenweit stieg der Zinsüberschuss im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf 104 Milliarden Euro.

Internationaler Wettbewerb weiterhin vorne

Die höhere Rendite ist damit ein positives Signal, aber kein Grund sich zurückzulehnen. Zum einen, weil die EZB bereits wieder begonnen hat, die Leitzinsen zu senken. Zum anderen, da auch das jüngste Renditehoch noch nicht ausreicht, um die durchschnittlichen Eigenkapitalkosten von 8 bis 10 Prozent zu verdienen. Angesichts der aktuellen Kapitalmarktlage liegen die Eigenkapitalkosten derzeit sogar am oberen Ende der Spanne.

Die Banken in anderen Euro-Staaten erzielen dagegen im Durchschnitt eine Eigenkapitalrendite von 8,7 Prozent und liegen damit nicht mehr weit von der Rendite nordamerikanischer Institute von zuletzt 10,1 Prozent entfernt. Ihren Vorsprung gegenüber den deutschen verdanken die europäischen Institute in erster Linie einer höheren Kapitaleffizienz.

Weitere Konsolidierung erforderlich

Die geringere Kapitaleffizienz ist auch eine Folge der starken Fragmentierung des deutschen Marktes. Eine Konsolidierung wäre damit ein wichtiger Hebel, um die Renditelücke zum internationalen Wettbewerb zu schließen. Mögliche Übernahmekandidaten finden sich reichlich. Denn nach wie vor erwirtschaftet rund ein Drittel der Institute hierzulande eine Rendite nur knapp über der Nulllinie – die Schere zwischen ertragsstarken und -schwachen Instituten geht auseinander.

Doch auch unabhängig von möglichen Übernahmen haben Deutschlands Banken noch eine ganze Reihe von Möglichkeiten, ihre Ertragskraft zu erhöhen. Das Spektrum reicht von einem verstärkten Einsatz moderner Technologien wie KI bis hin zur Erschließung angrenzender Geschäftsfelder. Wenn die Branche dieses Instrumentarium im vollen Umfang nutzt, wird ihre Rendite wie erforderlich weiter steigern.

 

Über die Studie

Zum zehnten Mal wertet Bain & Company im Rahmen der Studie „Deutschlands Banken 2024“ die Bilanz- und GuV-Strukturen der hiesigen Kreditinstitute aus, von denen es 2023 noch knapp 1.330 gab. Die Expertinnen und Experten nutzen dazu Zeitreihen der Deutschen Bundesbank, der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie die Datenbanken von Dun & Bradstreet und S&P Global. Der Zuschnitt der Institutsgruppen orientiert sich an der Klassifizierung der Deutschen Bundesbank.

 

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