Pressemitteilung
- Weltweite Private-Equity-Deals in der Healthcare-Branche erreichen 2020 neuen Höchststand
- Der Gesamtwert der Transaktionen ist dagegen auf 66 Milliarden US-Dollar zurückgegangen
- SPACs werden auch im Gesundheitssektor immer aktiver
- Wettbewerb um attraktive Übernahmeobjekte intensiviert sich angesichts der hohen liquiden Mittel und Firmenbewertungen
Die Corona-Pandemie hat die Gesundheitsbranche stark erschüttert. Dennoch verzeichneten die Private-Equity-(PE-)Fonds dort zuletzt einen neuen Transaktionsrekord. So stieg die Zahl der weltweiten Healthcare-Deals 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent auf 380. Diese Zunahme ist umso bemerkenswerter, da im gleichen Zeitraum die gesamten PE-Transaktionen weltweit deutlich zurückgegangen sind. Die beiden aktivsten Segmente waren mit jeweils rund 150 Deals Pharma und Biotech sowie Gesundheitsdienstleistungen. Angesichts des anhaltend großen Interesses der Kapitalmärkte und der weiterhin hohen liquiden Mittel dürfte die Healthcare-Branche für Investoren auch in der nahen Zukunft ein vielversprechendes Pflaster sein. Das bringt die zehnte Auflage des „Global Healthcare Private Equity and M&A Report 2021“ der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company zutage.
Parallel zur gestiegenen Zahl der Transaktionen ist allerdings erstmals seit 2015 der veröffentlichte Gesamtwert der PE-Deals im Gesundheitsbereich gesunken – um 17 Prozent auf 66 Milliarden US-Dollar. Dadurch fiel der durchschnittliche Dealwert von 686 auf 296 Millionen US-Dollar, was einem Minus von 57 Prozent entspricht. „In der Pandemie haben wir auch in Teilen des Gesundheitssektors Verwerfungen gesehen“, erklärt Dr. Franz-Robert Klingan, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. „Während die Private-Equity-Aktivitäten in dieser Branche in früheren Krisen meist stabil blieben, ergibt sich für 2020 ein eher differenziertes Bild. Die Marktturbulenzen haben bei Käufern und Verkäufern je nach Segment mitunter für Unsicherheit gesorgt.“
Weniger Mega-Deals als in früheren Jahren
Die Unsicherheiten über die Bewertung der von der Pandemie betroffenen Unternehmen sowie die gesunkene Risikobereitschaft der Investoren rund um den Globus führten insbesondere im Multimilliardenbereich zu weniger Transaktionen als in den Vorjahren. Entfielen auf die Top Ten der Mega-Deals im Healthcare-Sektor zwischen 2015 und 2018 noch bis zu drei Viertel des gesamten Dealvolumens, waren es 2020 lediglich 43 Prozent.
Die teuerste PE-Transaktion in der Gesundheitsbranche im vergangenen Jahr fand in Nordamerika statt, als Veritas Capital Fund Management für fünf Milliarden US-Dollar einen Teil der DXC Technology erwarb. In Europa wiederum sind 2020 drei der weltweit zehn größten PE-Deals verzeichnet worden. Dazu zählte unter anderem die Übernahme der französischen Klinikgruppe ELSAN durch die Investoren KKR/Ardian.
Alternative Finanzierungsform kommt zunehmend an
Doch nicht nur die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr den weltweiten Dealwert im Gesundheitssektor schrumpfen lassen. Auch wurden die Volumina einer Reihe größerer Transaktionen nicht veröffentlicht. Darüber hinaus ist zunehmend Kapital an die sogenannten Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) geflossen. Diese emittieren zunächst Aktien, um damit später dann Transaktionen durchzuführen. Auf diese Weise sind 2020 auch einige Healthcare-Deals zustande gekommen. So tat sich unter anderem der Gesundheitsdienstleister Multiplan für 9,7 Milliarden US-Dollar mit Churchill Capital III zusammen.
„Private-Equity-Investoren betrachten SPACs immer häufiger als einen Erfolg versprechenden Exitkanal“, stellt Branchenkenner Klingan fest. „Anhaltend niedrige Zinsen, günstige Finanzierungsmöglichkeiten sowie die Zurückhaltung bei klassischen Börsengängen können dazu führen, dass diese Finanzierungsform auch in der Healthcare-Branche noch mehr an Attraktivität gewinnt.“
Handlungsdruck für Investoren wächst
Mittelfristig ist die weitere Entwicklung des globalen Gesundheitssektors geprägt durch die alternde Weltbevölkerung, vielerorts steigende Einkommen, den leichteren Zugang zu gesundheitlichen Dienstleistungen sowie Innovationen in den Bereichen Behandlung und Technologie. Infolgedessen wird der Profit Pool der Branche bis 2025 jährlich um etwa 5 Prozent wachsen. Gleichzeitig könnten angesichts der Pandemie jedoch neue gesetzliche und regulatorische Risiken den Markt beeinflussen.
Zwar ist das Healthcare-Segment aufgrund der Corona-Krise derzeit stark belastet, doch einige grundlegende Trends eröffnen für Unternehmen und Investoren auch neue Chancen. Dazu gehören beispielsweise die Zunahme alternativer Behandlungsorte, etwa die medizinische Betreuung zu Hause, sowie die Diagnostik und Therapie per Videochat, die Digitalisierung klinischer Studien und die fortschreitende Konsolidierung kleinerer Gesundheitsdienstleister, durch die leistungsstarke Kompetenzplattformen entstehen.
„Da die Private-Equity-Fonds ihr umfangreiches, bisher nicht-investiertes Kapital einsetzen wollen und die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen wieder anzieht, dürfte sich der Wettbewerb um lukrative Übernahmeobjekte verschärfen“, resümiert Bain-Partner Klingan. Mit Blick auf die anhaltend hohen Firmenbewertungen nehme der Handlungsdruck sogar zu: „Insbesondere die wachstumsstarken Segmente werden vermehrt im Fokus stehen. Vor diesem Hintergrund müssen Investoren ihre Suche nach geeigneten Zielen ausweiten.“