Brief
Mit reichlich Kapital ausgestattet, der Unterstützung ihrer Regierung im Rücken und angetrieben vom Ehrgeiz, ein Global Player zu werden, fokussieren sich chinesische Unternehmen zunehmend auf internationale Akquisitionen. Sie erweitern so ihre Kernkompetenzen und Portfolios mit dem Ziel, sowohl im Heimatmarkt als auch international ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.
In den letzten drei Jahren hat China netto Kapital exportiert. Der Wert chinesischer Transaktionen im Ausland ist seit 2009 um jährlich 22 Prozent gestiegen – auf 79 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 –und umfasst ein zunehmend breites Spektrum an Branchen in allen Regionen der Welt. Obwohl der Anteil der Auslandstransaktionen von Privatunternehmen wächst, sind die größten Deals weiterhin von Staatsunternehmen getrieben. Chinesische Auslandstransaktionen dienten in der Vergangenheit in erster Linie der Sicherung des Zugangs zu Rohstoffen und Rohstoffvorkommen. Heute zielen diese auch darauf ab, Unternehmen bei der Mitarbeiterschulung und -entwicklung zu unterstützen oder Zugang zu neuen Einnahmequellen und Profitpools im Ausland zu erlangen.
Typische Fallstricke der Auslandstransaktionen
Viele chinesische Unternehmen sind neu im M&A-Geschäft und müssen die Grundregeln für erfolgreiche Auslandstransaktionen erst noch verinnerlichen, um typische Fallstricke zu vermeiden. Scheitert ein Outbound-M&A-Deal, dann häufig aus folgenden Gründen: Erstens unterschätzen chinesische Käufer oft die Bedeutung von Szenarioanalysen und sind nicht ausreichend auf unerwartete makroökonomische Risiken wie Währungsschwankungen oder Rohstoffpreiszyklen vorbereitet. Zweitens widmen sie dem Due-Diligence-Prozess meist zu wenig Aufmerksamkeit und neigen dazu, die Bedeutung einer fundierten Due Diligence zu unterschätzen.
Wenn die Due Diligence binnen nur eines Monats ausschließlich von eigenen Mitarbeitern, deren Erfahrung sich auf den chinesischen Markt beschränkt, durchgeführt wird, sind Fehleinschätzungen vorprogrammiert. Und drittens kämpfen viele chinesische Unternehmen mit zwei wesentlichen Aspekten bei der Post-Merger-Integration: Unternehmenskultur und Governance. So ist es für chinesische Käufer nicht ungewöhnlich, die Führungsmannschaft eines ausländischen Unternehmens und die strategische Ausrichtung nach der Übernahme unverändert zu belassen, anstatt die sich bietenden Optionen auszuloten. Dieses Vorgehen war vermutlich bei der Akquisition von Rohstoffunternehmen sinnvoll, erscheint jedoch wenig erfolgversprechend, wenn durch eine Übernahme Synergien erzielt werden sollen.
Bain hat chinesische Unternehmen bei der Entwicklung von M&A-Strategien begleitet und fünf Erfolgsfaktoren identifiziert:
- Mergers & Acquisitions zielgerichtet zur Umsetzung der globalen Wachstumsstrategie einsetzen.
- Bei jedem Deal Klarheit darüber einfordern, wie durch diese Akquisition Wert geschaffen wird.
- Eine fundierte Due Diligence durchführen, um die Deal-These auf Herz und Nieren zu prüfen.
- Den Integrationsansatz maßschneidern und festlegen, was wie stark integriert werden muss und was separat bleiben kann und soll.
- Die Integration proaktiv angehen und auf die Kernwerthebel fokussieren.