Brief
In fast allen Unternehmen steht das Thema Digitalisierung ganz oben auf der Agenda. Das gilt auch für traditionellere Branchen wie Maschinenbau oder Landwirtschaft. Doch oftmals wird das Potenzial nicht ausgeschöpft. So werden zwar gute Konzepte erarbeitet, aber nicht in großem Stil umgesetzt. In einem Konzern in Asien wurden beispielsweise in mehreren Geschäftsbereichen digitale Initiativen angestoßen. In der Folge kam es zu einem heftigen Wettbewerb um die digitalen Fachkräfte im Unternehmen. Etabliert wurde zudem ein „Digital Incubator“, mit dessen Unterstützung die digitalen Ideen entwickelt werden sollten. Es gelang aber nicht, das Interesse der großen Abteilungen zu wecken.
Die Digitalisierung verändert die meisten Geschäftsabläufe von Grund auf. Traditionelle Unternehmen tun sich schwer, mit dem Wandel Schritt zu halten. Führungskräfte sollten sich folgende Fragen stellen:
- Ergibt unsere herkömmliche organisatorische Struktur weiterhin Sinn? Oder sollten wir auf eigenständige Teams ohne Teamleitung umstellen?
- Sollten wir das klassische Konzept von Karriere und Mitarbeiterloyalität hinter uns lassen, um die Generation Y für Projekte zu gewinnen?
- Benötigen wir tatsächlich Inhouse-Spezialisten oder sollten wir verstärkt auf Partner setzen?
Das Unternehmensmodell überdenken
Trotz der fundamentalen Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, verlieren die grundlegenden Elemente eines effektiven Unternehmensmodells nichts von ihrer Bedeutung. Doch Tatsache ist, dass der Wechsel hin zu digitalen Angeboten, Kanälen und Abläufen für viele Unternehmen eine enorme Herausforderung ist. Jedes einzelne Element innerhalb des Unternehmens, sei es die Struktur, Verantwortlichkeiten oder Arbeitsabläufe, gilt es systematisch auf den Prüfstand zu stellen und anzupassen. Neue Kompetenzen müssen aufgebaut und in entsprechenden Projekten zur Anwendung kommen. Dies reicht von Advanced Analytics und Rapid Prototyping bis hin zu Netzsicherheit und externem Partnermanagement. Dadurch gestalten sich digitale Transformationen deutlich schwieriger als klassische Veränderungsprogramme.
Bain hat kürzlich im Rahmen einer weltweiten Studie unter 1.000 Unternehmen untersucht, wie es derzeit um den Erfolg der Digitalisierungsbemühungen bestellt ist. Dabei wurden die Teilnehmer je nach ihrem digitalen Reifegrad fünf Kategorien zugeordnet und ihre Finanzergebnisse verglichen. Das Ergebnis: Die digitalen Vorreiter haben ihre Umsätze in den letzten drei Jahren um 14 Prozent steigern können und weisen damit im Vergleich zu den Nachzüglern in ihrer Branche eine um mehr als 50 Prozent bessere Performance auf. In puncto Rentabilität sieht es ähnlich aus. Dies zeigt, dass sich die digitale Transformation überaus bezahlt machen kann. Allerdings bringt die Studie auch zutage, dass die Erfolgsrate insgesamt noch gering ist. Lediglich 5 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sie mit der digitalen Transformation ihre ursprünglichen Erwartungen erreicht oder übertroffen haben.