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Der LKW-Markt entwickelt sich, in Deutschland wie europaweit, zunehmend zu einem Mietmarkt. Kurzfristig rechnet Bain & Company mit dem Anwachsen des Mietanteils am Gesamtmarkt von sieben Prozent im Jahr 2008 auf zehn bis 20 Prozent in den nächsten drei Jahren. Dauerhaft ist ein Anteil von einem Viertel bis einem Drittel realistisch. Da die markenunabhängigen LKW-Vermietervon der Krise hart getroffen wurden und ihre Flotten mehrheitlich deutlich verkleinern mussten, ist die Zeit für den Einstieg der LKW-Hersteller in den Mietmarkt gekommen.
Für LKW-Hersteller ist die Vermietung einerseits eine defensive Maßnahme, um den integrierten Systemprofit aus Verkauf, Service und Teilehandel zu schützen und die Attraktivität der Marke zu erhalten. Andererseits bietet das Geschäftsmodell Vermietung den Herstellern eine deutliche Verlängerung der Wertschöpfungskette mit höheren Ertragspotenzialen. Zudem eröffnet die Vermietung auch neue Wachstumschancen, sowohl im Kernmarkt als auch in noch unterentwickelten LKW-Mietmärkten wie Dänemark, Polen oder Italien. Durch die Vermietung steigen allerdings die operativen und konjunkturellen Risiken, so dass ein konsequentes Working- Capital-Management und Maßnahmen zur Risikovorsorge Pflicht sind.
Die meisten Hersteller werden sich durch ihr Markenimage sowie ihren markeneigenen Service bei Angebot und Preis im Spitzensegment des Vermietmarkts positionieren. Die herstellerunabhängigen und lokalen Vermieter verzichten im Gegensatz dazu auf den Service in der Markenwerkstatt und auf Mehrwertdienste wie Telematik. Dennoch gibt es zwischen den einzelnen Herstellern entlang der Achsen Zielkunden, Produkt- und Mietangebot, Serviceleistungen, Aufstellung und Organisation sowie Regionalisierung interessante Differenzierungsmöglichkeiten im Mietmarkt.